María Clara Baquero Sarmiento, Präsidentin der kolumbianischen
Gewerkschaft Asodefensa
(Text der Übersetzung) Lieber Frank, liebe Maggi, Margret, Isolde,
Monika, Franz, Kollegen und ver.di und alle Eingeladenen der
internationalen Organisationen und der nationalen Gewerkschaften, einen
schönen guten Tag! Wir, die Gewerkschafter aus Kolumbien, freuen uns
sehr und sind auch von Stolz erfüllt, dass wir einmal mehr Ihrer
Einladung folgen durften, an diesem wunderbaren Bundeskongress
teilzunehmen. Unserer Auffassung nach ist unsere Anwesenheit bei dieser
Veranstaltung das beste Beispiel für gelebte internationale
Solidarität. Solidarität - dieses Wort ist ja auch ein Teil Ihres
Mottos, das Sie für diesen Kongress ausgewählt haben. (Beifall)
ver.di, eine mächtige, eine einflussreiche Gewerkschaft, die sehr
gut organisiert ist, wirkt aktiv mit bei der Entwicklung von Arbeits-,
Wirtschafts- und Sozialpolitik sowohl auf deutscher als auch auf
europäischer Ebene und ist ein weltweites Beispiel für den Kampf wahrer
Gewerkschafter in der Welt. Diese ver.di unterstützt und hilft
Asodefensa. Asodefensa ist die Gewerkschaft der zivilen Angestellten
des Ministeriums für Verteidigung, Streitkräfte und Polizei in
Kolumbien, in dem weltweit gefährlichsten Land für die Ausübung
gewerkschaftlicher Aktivitäten - dort, wo die Familienangehörigen und
die Gewerkschafter ermordet werden. Die Regierung bedroht und verfolgt
die Gewerkschafter auf vielfältige Art und Weise. Sie missachtet die
Abkommen der IAO, fördert die Privatisierung, die Massenentlassungen
und den Abbau der Arbeitnehmerrechte. Das alles führt dazu, dass die
soziale Gerechtigkeit, das zweite Wort in Ihrem Motto, nicht erreicht
werden kann. (Beifall)
Die Solidarität von ver.di mit Asodefensa ist sehr wirksam. Sie hat
uns die Kraft gegeben, den Angriffen zu widerstehen. Ihr Beistand hat
dazu geführt, dass die Zahl der Attentate abgenommen hat und dass der
Zeitabstand zwischen den Drohungen, die gegen uns ausgesprochen werden,
mittlerweile immer größer wird. Ihre Gegenwart und Ihre Unterstützung
haben uns die innere Kraft und auch den Mut gegeben, uns den neuen
Strategien entgegenzustellen, die der Feind entwickelt, um einen Strich
durch die Rechnung der gewerkschaftlichen Aktivitäten von Asodefensa zu
machen. Heute besitzen wir dank der Unterstützung von ver.di den Mut,
der notwendig ist, um uns gegen ein teuflisches Komplott zu wehren, an
dem mindestens sieben Verwaltungsangestellte des für unsere
Gewerkschaft zuständigen Ministeriums und 20 Mitglieder der
Gewerkschaft beteiligt sind.
Nach drei Attentaten und nachdem ich meinen Sohn in die USA schicken
musste, wo er politisches Asyl genießt, haben sie sich jetzt noch
weitere, neuartige Strategien überlegt, um Asodefensa, unsere
Organisation, zu vernichten. Jetzt beginnen sie nämlich, diejenigen,
die das Herzstück unserer Organisation darstellen, quasi auf ihre Seite
zu ziehen und für ihre schlechten Ansinnen zu benutzen, um somit
praktisch die Aktivitäten unserer gesamten Organisation zu korrumpieren
und unsere Gewerkschaft zu zerstören.
Wir waren verpflichtet, vor den zuständigen Gerichten, die
natürlich, was ihre Nachforschungen angeht, sehr nachlässig sind, die
Entwendung von Informationen, sowohl schriftlicher Art als auch
elektronischer Art, Vortäuschung falscher Identität, Fälschung,
Verleumdung und Beleidigung zur Anklage zu bringen. (Beifall)
Die Situation, die wir zurzeit in Asodefensa erleben, und dieses
Komplott, das ich soeben geschildert habe, muss in nichts den üblen
Machenschaften nachstehen, die wir häufig in Kinofilmen zu sehen
bekommen. Darüber hinaus dann noch die zahlreichen Erklärungen hoher
Regierungsbeamter, die uns als Gewerkschafter fälschlicherweise mit den
Terroristen gleichsetzen, darüber hinaus auch noch die Drohungen, die
ganz konkret gegen die Mitglieder unserer Gewerkschaft ausgesprochen
werden. Man droht ihnen, dass sie aufgrund ihrer Mitgliedschaft in
unserer Gewerkschaft ihre Arbeit verlieren werden.
Das alles hat dazu geführt, dass wir in den letzten zwei Jahren 30
Prozent unserer Mitglieder verloren haben. Das betrifft natürlich nicht
nur uns und schwächt nicht nur unsere Situation, sondern es
verschlechtert und erschwert die Situation der Gewerkschaftsbewegung in
Kolumbien und im Rest der Welt. Es führt auch dazu, dass die
Arbeitnehmer in der Welt überall geschwächt werden. (Beifall)
Aber trotz allem werden wir weiter kämpfen. Wir werden weiterhin in
Kolumbien die Menschenrechte und die Rechte der Arbeitnehmer
verteidigen, und wir werden uns auch weiterhin dafür einsetzen, dass
die Würde, der dritte Bestandteil Ihres Mottos hier beim
Bundeskongress, die Würde derjenigen wieder erlangt werden kann, die
sie aufgrund der täglichen Tragödie in Kolumbien verloren haben,
aufgrund der ständigen Ermordungen, der Diskriminierungen, der
Straffreiheit, der sozialen Ungerechtigkeit, der Korruption und auch
dadurch, dass sie vom Staat und von der kolumbianischen Regierung mit
ihrem Schicksal im Stich gelassen werden. (Starker Beifall)
Vielen, vielen Dank Euch allen! (Stürmischer lang anhaltender
Beifall - Die Delegierten erheben sich - ver.di-Vorsitzender Frank
Bsirske umarmt María Clara Baquero Sarmiento und überreicht ihr einen
Blumenstrauß)
Frank Bsirske, ver.di-Vorsitzender
Ich denke, Kolleginnen und Kollegen, diese Reaktion zeigt, wo die
Herzen unserer Delegierten schlagen. Wir werden unsere Solidarität mit
den Kolleginnen und Kollegen in Kolumbien fortsetzen, mit unseren
Kolleginnen und Kollegen von Asodefensa. Wir machen weiter! Das zählt,
Kolleginnen und Kollegen.
Herzlichen Dank für diesen Bericht. (Starker Beifall)
Bernt Kamin-Seggewies, Kongressleitung
Querida María Clara, muchas gracias por tus palabras tan
impresionantes, y es summamente importante, saber que también en
Colombia hay compañeros que luchan en favor de los derechos de los
trabajadores. Muchas gracias! (Starker Beifall)